Wasserstoff war Hauptthema beim Emscher-Lippe-Gipfel

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet hat die Bedeutung der Wasserstofftechnologie für die Energiewende hervorgehoben und zugesagt, die Bemühungen der Emscher-Lippe-Region auf diesem Wirtschaftsfeld zu unterstützen.

Mehr als zweihundert Akteure aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Verbänden haben sich an zwei Tagen in der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen mit der Zukunft der Emscher-Lippe-Region beschäftigt. Die Region im Norden des Ruhrgebiets besteht aus den kreisfreien Städten Gelsenkirchen und Bottrop und den zehn Städten des Kreises Recklinghausen. Hier wurde am längsten noch Kohle gefördert und hier ist die Arbeitslosigkeit noch immer höher als im Landesdurchschnitt und als in anderen Teilen des Ruhrgebiets.

Ministerpräsident Laschet sieht H2-Kompetenz in der Region als Chance
Regierungspräsidentin Dorothee Feller hatte zu der Konferenz eingeladen und zahlreiche Vertreter aus regional tätigen Unternehmen und Verbänden waren ihrer Einladung gefolgt. Am ersten Tag der Konferenz sprach auch Ministerpräsident Armin Laschet zu den Teilnehmern und sagte zu, den Strukturwandel in der Emscher-Lippe-Region nachdrücklich zu unterstützen. Die in der Emscher-Lippe-Region bereits vorhandenen Kompetenzen in der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie betrachtet Laschet als eine große Chance für die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Region.

Am Donnerstag, 10. Oktober 2019, dem zweiten Tag der Konferenz, ging es in drei Workshops um die Themen „Wasserstoff“, „Talentförderung“ und „Wirtschaft und Stadtentwicklung“. Dabei stieß der Workshop „Wasserstoff“ auf das bei weitem größte Interesse der Teilnehmer: Mehr als zwei Drittel diskutierten mit Industrievertretern und Wissenschaftlern über die Chancen, Risiken und notwendigen nächsten Schritte.

Dr. Michael Weber von der EnergieAgentur.NRW referierte über wasserstoffbetriebene Fahrzeuge – vom PKW bis zur Elektrolok.

Produktionskosten für grünen Wasserstoff müssen sinken
Als einer der ersten Redner sprach Noé van Hulst, der Wasserstoffbeauftragte des niederländischen Wirtschaftsministeriums. Er vertrat die Auffassung, dass – nach dem Einsatz von „blauem Wasserstoff“ in einer Übergangsphase – grüner Wasserstoff zwingend für die Energiewende benötigt wird. Die wichtigsten Einsatzbereiche sind dabei Industrieanwendungen, der Schwerverkehr (neben LKW und Bussen auch die Schifffahrt) und die langfristige Energiespeicherung.  Während zurzeit die Produktionskosten für grünen Wasserstoff in Europa noch viel zu hoch sind, um ihn zu einem konkurrenzfähigen Energieträger werden zu lassen, sieht van Hulst in der Produktion von Solarstrom in Australien, Südafrika, Chile, Saudi-Arabien und anderen sonnen- oder windreichen Ländern die große Chance, dort preiswerten Wasserstoff durch Elektrolyse zu erzeugen und per Tankschiff oder Pipeline zu exportieren. Aus Australien brachte er die treffende Aussage eines Ministers mit: „Wir werden Sonnenschein rund um die Welt verschiffen.“

Auch für Europa sieht der Niederländer noch Ausbaunotwendigkeiten für die Produktion von erneuerbaren Energien. Die Nordsee bietet nach seiner Ansicht ein Potential von 100 bis 150 Gigawatt aus Off-Shore-Windkraft.

Erdgasleitungen für H2-Transport nutzen
Die Pläne der Niederlande, nicht mehr benötigte Erdgasleitungen für den Transport von Wasserstoff zu nutzen, der zukünftig mit großen Elektrolyseuren erzeugt wird, werden auch von den großen deutschen Gasnetzbetreibern verfolgt. Sowohl Open Grid Europe wie auch Thyssengas stellten entsprechende Pläne auf der Konferenz vor und kündigten Förderanträge für ihre Investitionen an den Bund an.

Einigkeit herrschte bei Vortragenden und Diskussionsteilnehmern darüber, dass die erforderlichen Investitionen für den Ausbau der Wasserstofftechnologie jetzt und in den nächsten ein bis zwei Jahren auf den Weg gebracht werden müssen, um im Jahr 2030 in der ersten Liga mitspielen zu können.

Titelfoto: Auch Regierungspräsidentin Dorothee Feller (3. von links in der ersten Reihe) und Landrat Cay Süberkrüb (2. von links) folgten den Vorträgen und Diskussionen über die Wasserstofftechnologie; daneben sitzt Volker Lindner, Vorsitzender des h2-netzwerks-ruhr e.V., der den Workshop Wasserstoff moderiert hat.

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